Hermaphroditismus

Hermaphroditismus

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Herm|a|phro|di|tịs|mus auch: Her|maph|ro|di|tịs|mus 〈m.; -; unz.〉 = Zwitterbildung

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Her|m|a|ph|ro|di|tịs|mus, der; - (Biol., Med.):

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I
Hermaphroditismus
 
 
Bezeichnung für die Erscheinung, dass ein Mensch nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, sondern Geschlechtsorgane und/oder sekundäre Geschlechtsmerkmale oder Anteile von beiden Geschlechtern hat. Er ist dann ein Zwitter oder Hermaphrodit.
 
Die Ursache dafür kann eine Abweichung von der normalen Zahl der Geschlechtschromosomen XX oder XY sein (Chromosomenaberrationen), öfter aber liegen Fehler in einzelnen Genen vor; immer ist eine Hormonstörung die Folge. Auch eine Hormonbehandlung der Mutter mit Geschlechtshormonen während der Schwangerschaft oder ein Hormonungleichgewicht bei ihr oder dem Kind selbst, z. B. durch Ausfall oder Überproduktion von Geschlechtshormonen oder deren Unwirksamkeit, kann solche Fehlbildungen verursachen; diese entstehen dadurch, dass sich die männlichen und die weiblichen Geschlechtsorgane beim Embryo aus ihrer gemeinsamen Anlage heraus nicht eindeutig differenzieren (Entwicklung der Geschlechtsorgane).
 
Es kann sein, dass die äußeren Geschlechtsorgane keine Zweifel aufkommen lassen und sich erst in der Pubertät die falsche Zuordnung zeigt, z. B. weil bei einem »Mädchen« die Regel nicht einsetzt. Das kann dann große psychosoziale Probleme aufwerfen. Durch operative und hormonelle Behandlung kann heute der Körper einem der beiden Geschlechter angeglichen werden. Geschieht dies schon im Säuglingsalter, richtet man sich vor allem nach den anatomischen Gegebenheiten, insbesondere der äußeren Geschlechtsorgane. Bei späterer Angleichung, z. B. in oder nach der Pubertät, ist die bis dahin erfolgte Identifikation mit der Geschlechtsrolle durch die Erziehung als Junge oder Mädchen wichtig.
 
Obwohl solche Menschen im biologischen Sinne nie echte Zwitter sind, weil sie sich nicht gleichzeitig als Mann und als Frau fortpflanzen können (häufig sind sie sogar unfruchtbar), unterscheiden die Mediziner doch zwischen echten Zwittern (Hermaphroditen) und Scheinzwittern (Pseudohermaphroditen): Echter Hermaphroditismus (Hermaphroditismus verus) ist eine sehr seltene Form, bei der gleichzeitig eine oder zwei männliche und weibliche Keimdrüsen (Hoden und Eierstöcke) oder wenigstens Gewebeteile von ihnen vorhanden sind, die aber keine reifen Keimzellen produzieren. Das chromosomale Geschlecht kann ein Mosaik von XX und XY, aber auch normal XX oder XY sein und in vielen anderen Möglichkeiten von Chromosomenaberrationen vorliegen. Die inneren und äußeren Geschlechtsorgane können relativ eindeutig einem Geschlecht angehören, aber auch sehr verschieden kombiniert sein, und sie sind meist unvollständig. Echte Hermaphroditen sind immer unfruchtbar.
 
Beim Pseudohermaphroditismus unterscheidet man zwischen weiblichem Pseudohermaphroditismus (Gynandrie) mit dem chromosomalen Geschlecht XX, vorhandenem Eierstockgewebe und eher männlicher äußerer Erscheinung und dem männlichen Pseudohermaphroditismus (Androgynie) mit chromosomalem Geschlecht XY, Hodengewebe und eher weiblicher äußerer Erscheinung. Je nach der genauen Ursache sind die anatomischen Bildungen der inneren und äußeren Geschlechtsorgane sehr verschieden. Der Pseudohermaphroditismus findet sich in 2 bis 3‰ aller Geburten. Relativ häufige Formen sind beim weiblichen Pseudohermaphroditismus das adrenogenitale Syndrom (das aber auch beim männlichen Pseudohermaphroditismus vorkommt) und beim männlichen Pseudohermaphroditismus die testikuläre Feminisierung. Der Hermaphroditismus ist streng zu unterscheiden von der Transsexualität und dem Transvestismus, in diesen Fällen handelt es sich um im biologischen Sinne echte Männer und Frauen.
 
Siehe auch: biologisches Geschlecht, Erziehungsgeschlecht, Geschlechtsbestimmung, Geschlechtsidentität.
 
II
Hermaphroditịsmus
 
[griechisch, von Hermaphroditos] der, -, Biologie: echtes Zwittertum, im Gegensatz zum Scheinzwittertum (Pseudohermaphroditismus).
 

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Her|ma|phro|di|tịs|mus, der; - (Biol., Med.): Zweigeschlechtigkeit; Zwittrigkeit.

Universal-Lexikon. 2012.

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